(KK) Am Wochenende fanden in Dinklage die Deutschen Floorball-Meisterschaften auf dem Kleinfeld statt. Über den Gewinn der Regionalliga und der Westdeutschen-Meisterschaften qualifizierten sich die Herren des TSV Tollwut Ebersgöns für dieses Turnier, an dem die acht besten Kleinfeld-Mannschaften Deutschlands ihren Meister suchten. Ebersgöns war der Gruppe A zugelost, in der auch der TSV Bordesholm, die Floorball-Turtels Berlin und der FBC Heidelberg auf Siegeszug gingen. In der Gruppenphase, die am Samstag ausgetragen wurde, mussten die Tollwütigen zuerst gegen Heidelberg ran, die aber noch relativ überlegen mit 12:3 (3:0/9:3) besiegt werden konnten. Schwierigster Gegner waren die Turtels aus Berlin, die in der Folgebegegnung auf den Dorfverein warteten. Erst in der Schlussphase des Spiels konnten hier die Tollwütigen dominieren; 14:11 (6:5/8:6) hieß es am Schluss zugunsten von Ebersgöns. Letzter Gruppengegner war Bordesholm. In dieser Begegnung reichte eine starke erste Hälfte, um den Sieg perfekt zu machen. Mit 11:6 (7:1/4:5) setzten sich die Tollwütigen durch, so dass sie ungeschlagen im Halbfinale standen.
Dort trafen sie am Sonntagmorgen auf die SG Hochdahl-Aachen. Der letztendliche Sieg von 8:5 (4:2/4:3) gegen die Mannen aus NRW war nie gefährdet und das Finale erreicht. In diesem standen dem TSV die Hannover Mustangs gegenüber, die ebenso wie Ebersgöns all ihre Begegnungen zuvor haben gewinnen können. Überraschend gut hatten die Tollwütigen diesen Gegner im Griff, was das Ergebnis von 10:4 (6:1/4:3) klar widerspiegelt. Nach dem Abpfiff war die Freude war riesig; endlich, im vierten Versuch, ging für die Spieler des Dorfvereins ein Traum in Erfüllung – Tollwut Ebersgöns ist Deutscher Meister. „Das Finale war eines der besten Spiele, die ich von dieser Mannschaft miterlebt habe. Das Tempo und die Dynamik waren über die komplette Spielzeit hoch und vom Keeper bis zum Stürmer haben alle durchgehend beherzt gekämpft. Vor allem die erste Halbzeit war sehr stark und von hohem Niveau. In der zweiten Hälfte konnten wir eigentlich daran anknüpfen – lediglich unsere Zeitstrafen brachten Hannover wieder etwas ins Spiel, doch auch die letzten Minuten konnten wir souverän herunterspielen“, resümierte Kapitän Anton Hautzel im Anschluss.
Gegen den Floorball-Club Heidelberg taten sich die Ebersgönser zunächst schwer. Zwar fiel schnell das 1:0 für den Dorfverein, doch im Anschluss wurden die Torabschlüsse nicht in Zählbares umgesetzt. Hinten stand der TSV stabil. Das Halbzeitergebnis von 3:0 war somit eine ordentliche Grundlage, die es in Hälfte zwei zu verbessern galt. Dort kamen überraschend die Heidelberger vorerst zu Torerfolgen, doch im Anschluss schoss sich die Tollwut auf den Gegner ein, so dass Ebersgöns einen ungefährdeten 12:3-Sieg zum Einstand in das Turnier mitnahm.
Weder die Turtels Berlin noch Tollwut Ebersgöns konnte in der Folgebegegnung in der ersten Halbzeit dominieren. Die Führung wechselte mehrere Male und während die Tollwütigen über Geschwindigkeit und Dynamik ihr Spiel aufzogen, agierten die Berliner abgeklärt und punktgenau. Der Spielstand mit dem Pausenpfiff von 6:5 lässt erahnen, wie eng es in der Partie zuging. Auch zu Beginn der Halbzeit zwei gaben sich beide Teams keine Blöße, doch eine Matchstrafe für Ebersgöns sorgte für heftigen Wirbel. Die damit verbundenen „Zwei-Plus-Zwei“-Strafminuten verschafften den Turtels Überzahlspiele, die sie gekonnt nutzten: Die Führung wechselte und Berlin verschaffte sich ein kleines Polster. Ein immenser Kraftakt war nun nötig, doch die Ebersgönser nahmen diesen an und schafften es tatsächlich erneut die Partie zu drehen und den eigenen Vorsprung so auszubauen, dass bis zum Abpfiff nichts mehr anbrennen konnte. Das Halbfinale war mit diesem 14:11 Sieg schon erreicht.
Um den vermeintlich leichteren Gegner im Halbfinale gegenüber zu stehen, musste auch der letzte Kongruent, der TSV Bordesholm, von den Tollwütigen niedergerungen werden. Ebersgöns schien sich nach der letzten Partie endgültig gefunden zu haben, denn die Effizienz auf dem Spielfeld gegenüber den Bordesholmern war enorm. 7:1 für den Dorfverein stand zur Pause auf der Anzeigetafel.
Nach dem Seitenwechsel war Bordesholm auf Ergebniskosmetik bedacht, während die Tollwütigen einen halben Gang runterschalteten. Dennoch bedeutete das Endergebnis von 11:6 den dritten Sieg im dritten Spiel und die Teilnahme im Halbfinale als Sieger der Gruppe A. Anzumerken ist noch, dass nach Prüfung durch die Verbandsspruchkammer von Floorball Deutschland, die Matchstrafe für den Tollwutspieler wieder aufgehoben wurde, da die Kammer kein Vergehen sah – somit war der betroffene Spieler voll rehabilitiert und wieder für sein Team einsatzfähig.
Am frühen Sonntagmorgen mussten die Tollwütigen gegen die SG Hochdahl-Aachen ran, die sich als Zweiter der Gruppe B für das Halbfinale qualifizierten. Es war eine eher hartnäckige Begegnung, bei der man beiden Teams die Strapazen des Vortages noch anmerkte. Zwar war Ebersgöns die dominantere Mannschaft, doch fiel ihnen das Tore-Schießen nicht so leicht. Mit 4:2 für die Tollwut wurden die Seiten gewechselt. Am Ende hieß es ungefährdet 8:5 für den Dorfverein und Freude über die Teilnahme am Endspiel und die damit verbundene sichere Medaille machte sich breit.
Das Halbfinale war das erste Spiel des Tages und die Tollwütigen mussten bis zum Schluss warten, bis sie das Finale bestreiten konnten. Diese Zeit nutzten die Mannen des TSV, um sich einerseits zu entspannen, andererseits aber auch, um sich gegenseitig zu pushen und um sich auf die Partie gegen die Hannover Mustangs, die ihr Halbfinalspiel gegen die Turtels Berlin mit 13:7 gewannen, in aller Hinsicht vorzubereiten.
Bevor das Finale begann setzten sich im Spiel um Platz drei die Floorball-Turtels gegen die SG Hochdahl-Aachen mit 18:3 durch und eroberten die Bronzemedaille.
Es war ein schaurig-schönes Gefühl, als die beiden Finalisten in der abgedunkelten Halle zum Betreten des Spielfeldes aufgerufen wurden – Cheerleader säumten von beiden Seiten den „verrauchten“ Weg in die Mitte des Feldes und die Nationalhymne erklang. Pünktlich wurde angepfiffen und ab diesen Zeitpunkt ging die Post ab. Zwar konnten die Mustangs durch ein Überzahlspiel die 1:0 Führung erzielen, doch der Dorfverein zeigte von Beginn an, dass sie es waren, die unbedingt gewinnen wollten. Schnelles Passspiel, dynamische Ballstafetten und in allen Mannschaftsteilen absolutes Engagement ließen Hannover kaum Zeit selbst ihr Spiel aufzuziehen. Die Tollwütigen hingegen schmissen die Tormaschine an: Sechs Treffer in Folge und kein weiteres Gegentor bedeuteten zur Halbzeit ein 6:1. Wer nach dem Seitenwechsel glaubte die Mustangs galoppierten nun effektiver, sah sich getäuscht. Es waren weiterhin die Ebersgönser die Druck machten und auf 9:1 davonzogen. Zeitstrafen, die im Anschluss gegen die Tollwut ausgerufen wurden, brachten die Hannoveraner zwar wieder auf 9:4 heran, doch dies war lediglich Ergebniskosmetik. Das letzte Tor, das 10:4, blieb wieder der Tollwut vorbehalten. Allerdings waren immer noch knapp sieben Minuten zu spielen; sieben Minuten, die den Ebersgönsern wie eine Ewigkeit vorkam und in denen nichts mehr passierte. Dann endlich der Schusspfiff.
Die TSV-Spieler auf der Bank stürmten das Spielfeld und 15 völlig verschwitzte, stinkende Spieler lagen sich in den Armen, tanzen und sangen „wir sind alle Ebersgönser Jungs“. Endlich, im vierten Versuch, ging für die Spieler des Dorfvereins ein Traum in Erfüllung – Tollwut Ebersgöns ist Deutscher Meister. „Da wir für die Kleinfeldsaison bis hin zu dieser Meisterschaft viele Spieler unserer Großfeldmannschaft dazu bewegen konnten, mitzuwirken, war der Kader, mit dem wir hier antraten, in allen Mannschaftsteilen sehr gut besetzt – das war die Grundlage in schwierigen Situationen zu bestehen“, so Kapitän Anton Hautzel, „auch der Teamgeist steigerte sich richtig positiv. Insgesamt habe ich die Hoffnung, dass der Spirit des Wochenendes in die nächste Großfeldsaison mitgenommen werden kann.“
Bei der Siegerehrung bekam jeder einzelne seine Goldmedaille um den Hals gehängt und Anton Hautzel nahm im Anschluss den Pokal entgegen, mit dem er zur Mannschaft lief und ihn dieser freudestrahlend übergab. Nach vielen Fotos, dem Dankeschön an die mitgereisten Ebersgönser Fans und viel Spaß mit den Organisatoren und Helfern aus Dinklage wurde die Reise zurück angetreten – die Nacht war allerdings noch lange nicht zu Ende.
Für den TSV Tollwut Ebersgöns spielte: Lian Rau, Alexander Knoop, Martin Meyer, Lasse Kröll, Marius Herrmann, Sami Brachtel, Henry Fischer, Elian Memedi, Florian Beppler-Alt, Adrian Stein, Luca Rau und Anton Hautzel sowie im Tor Finn Rau, Klaus Keller und Yannis Röhrig.
Die Tabelle:
- TSV Tollwut Ebersgöns
- Hannover Mustangs
- Floorball-Turtels Berlin
- SG Hochdahl-Aachen
- SCS Berlin
- TSV Bordesholm
- FBC Heidelberg
- TV Augsburg
Zu den Spielergebnissen:
https://saisonmanager.de/fvd/1369-herren-kleinfeld-deutsche-meisterschaft
Zu den Bildern:
Bild 1: Am Wochenende fanden in Dinklage die Deutschen Floorball-Meisterschaften auf dem Kleinfeld statt. Groß war der Jubel bei den Tollwütigen über den Meistertitel. Das Foto zeigt die Sieger beim anschließenden Fototermin: obere Reihe (von links) Finn Rau, Alexander Knoop und Sami Brachtel; mittlere Reihe (leicht abfallend) Lasse Kröll, Adrian Stein, Martin Meyer, Yannis Röhrig, Marius Herrnmann und Luca Rau; untere Reihe Lian Rau, Florian Beppler-Alt, Elian Memedi, Henry Fischer, Klaus Keller und Anton Hautzel.
Bild 2: Die beiden Finalisten, der TSV Tollwut Ebersgöns und die Hannover Mustangs, bei der Nationalhymne.
Bild 3: Direkt nach dem Sieg gegen die Hannover Mustangs stürmten die TSV-Spieler auf der Bank das Spielfeld und 15 völlig verschwitzte, stinkende Spieler lagen sich in den Armen, tanzen und sangen „wir sind alle Ebersgönser Jungs“. Endlich, im vierten Versuch, ging für die Spieler des Dorfvereins ein Traum in Erfüllung – Tollwut Ebersgöns ist Deutscher Meister.
Bild 4: Klaus Keller beendete mit diesem Turnier offiziell seine Karriere. Nach etlichen Jahren mit der ersten Mannschaft hängt der 55-jährige Keeper seine Schuhe und sein Trikot an den Nagel. Die Mannschaft versüßte ihm mit dem Titel des Deutschen Meisters diesen Schritt. Er wird aber nicht ganz von der Bildfläche der Tollwut verschwinden – als „Stand-By-Torwart“ will er einspringen, wenn im Training oder auf dem Kleinfeld Not am „Tormann“ ist; ansonsten bleibt er dem Team weiterhin als Hallensprecher erhalten.
Bild 5: Nach der Siegerehrung hatte der frischgebackene Deutsche Meister noch viel Spaß mit dem Organisations- und Durchführungsteam aus Dinklage. Gemeinsam wurde Bierpong gespielt und ein Fun-Match „Alle Dinklager gegen die Meister aus Ebersgöns“ durchgeführt. Am Schluss gab es ein gemeinsames Abschiedsfoto.