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Sensation Perfekt: Tollwut Ebersgöns schreibt Pokalgeschichte


(ymr). Die Floorballer des TSV Tollwut Ebersgöns haben das große Wunder vollbracht: Im Viertelfinale des Floorball Deutschland Pokals setzte sich der Dorfverein gegen den hochfavorisierten Erstligisten VfL Red Hocks Kaufering mit 5:4 (1:2/2:1/1:1/1:0) nach Verlängerung durch. Damit sind die Tollwütigen der erste hessische Verein jemals, der das Final4 erreicht. Dieses steigt am 17./18. Mai in der Stadthalle Zwickau. 

 

Die Freude kannte keine Grenzen mehr, als Lian Rau in der sechsten Minute der Verlängerung den entscheidenden Siegtreffer für die Tollwut erzielte und sich damit zum Pokalhelden schoss. Jubelnd lagen sich die Ebersgönser in den Armen und feierten die riesige Sensation: Das 700-Einwohner-Dorf Ebersgöns steht im Final4 des Pokals. 

 

Vor knapp 350 Zuschauern mussten sich die Ebersgönser dafür im Sportzentrum Kaufering gegen den Gastgeber beweisen. Die spielbestimmende Mannschaft war zu Beginn wie erwartet der VfL, der in der siebten Minute mit 0:1 in Führung gehen konnte. Doch die Antwort folgte prompt, als Lian Rau direkt nach dem folgenden Bully im Alleingang die Kauferinger Abwehr austanzte und den Ausgleich erzielte.  

 

Die Red Hocks drängten im Anschluss auf den erneuten Führungstreffer, scheiterten aber an der sehr diszipliniert spielenden Defensive der Tollwut. Fünf Minuten vor der Pause gelang den Gastgebern dann aber doch der Durchbruch zum 1:2-Drittelstand. 

 

Im zweiten Spielabschnitt war es dann plötzlich die Tollwut, die mehr Spielanteile hatte und auf den erneuten Ausgleich drängte. Doch konnten die Hessen ihre Chancen in dieser Phase nicht nutzen. Auf der anderen Seite war es dann nach dreißig Minuten der VfL, der auf 1:3 erhöhte.  

 

Wie schon beim ersten Tor ließ aber auch hier die Antwort nicht lange auf sich warten: Sieben Sekunden dauerte es, ehe Marius Herrmann auf Zuspiel von Anton Hautzel das 2:3 erzielte. Nur eine Minute später war es Noah Kolodziej, der mit einem wuchtigen Schlagschuss nach Pass von Marius Herrmann für den 3:3-Ausgleich sorgte. Vor der Pause hatte der Dorfverein dann sogar noch die Riesenchance zur Führung, doch kratzte der Kauferinger Torhüter den Ball gerade noch so von der Linie. 

 

„Wir haben uns natürlich stark auf die Defensivarbeit konzentriert und versucht die gefährlichen Abschlüsse aus der Mitte zu unterbinden“, blickt Spielertrainer Felix Meyer zurück „Wir wussten, dass die ersten beiden Drittel entscheidend sein werden und wir das Spiel bis zum Schlussdrittel offenhalten mussten, um eine Chance auf den Sieg zu haben.“ 

 

Das letzte Drittel zeigte wieder das gewohnte Bild: Kaufering spielte tief in der Ebersgönser Hälfte, doch scheiterte immer wieder an der Defensive des Dorfvereins und vor allem am stark aufspielenden Schlussmann Alexander Knoop, der mit vielen sehenswerten Paraden glänzte.  

 

Zehn Minuten vor Schluss bekam die Tollwut eine Zwei-Minuten-Strafe aufgebrummt - für Kaufering die Chance die erneute Führung zu erlangen. Doch die Hessen verteidigten mit großer Leidenschaft und schafften es tatsächlich die Unterzahl ohne Gegentreffer zu überstehen. Kurz danach konnte der TSV dann sogar durch Johan Gallwitz, der auf Zuspiel von Florian Beppler-Alt traf, mit 4:3 in Führung gehen. 

 

Die Aufgabe für die Tollwut war danach klar: Irgendwie das Ergebnis über die Zeit bringen. Doch die Red Hocks auf der anderen Seite versuchten alles, um den Treffer zu egalisieren. Nach unzähligen geblockten Schüssen und Aluminiumtreffern fiel dann vier Minuten vor Schluss doch noch der Ausgleich. 

 

Keine Mannschaft wollte danach den entscheidenden Fehler machen und so stand es nach regulärer Spielzeit 4:4-Unentschieden. Folglich ging es in die Verlängerung, bei der die Mannschaft gewinnt, die als erstes trifft. Sollte nach zehn Minuten kein Tor gefallen sein, würde ein Penaltyschießen folgen. 

 

Das Match wurde zu einem riesigen Nervenspiel – jeder Fehler, jeder Ballverlust konnte am Ende den Unterschied machen. So auch in der sechsten Minute der Verlängerung, in der Kaufering zunächst die Chance zum Sieg hatte, doch die Tollwut vorm eigenen Tor den Ball eroberte. Im Anschluss ging es schnell: Anton Hautzel legte auf Lian Rau ab, der sich gegen seinen Verfolger durchsetzte und den Ball ins kurze Eck des Kauferinger Tors schoss.  

 

Danach gab es kein Halten mehr: Die gesamte Ebersgönser Bank stürmte aufs Spielfeld und die Spieler feierten den unglaublichen Erfolg. Mittendrin Siegtorschütze Lian Rau: “Wir haben so hart geackert und uns so stark angefeuert. Das zeigt unseren tollen Teamgeist. Jeder hat 200% gegeben an diesem Abend.” 

 

Mit diesem Sieg schreiben die Tollwütigen nicht nur Vereins- sondern auch Pokalgeschichte. Es ist das erste Mal in der gesamten Pokalhistorie, dass ein hessisches Team das Final4 erreicht. Am 17./18. Mai geht es für die Tollwut nach Zwickau, dort werden die Ebersgönser beim größten deutschen Floorball-Event um den heiß begehrten Pokal kämpfen. 

 

Zunächst richtet sich das Augenmerk jetzt aber auf das Saisonfinale der zweiten Bundesliga Nord/West. Am Sonntag treffen die Ebersgönser dort um 16 Uhr in der Butzbacher August-Storch-Halle auf die Frankfurt Falcons. Die Tollwütigen brauchen hier zwingend einen Sieg, um die Playoffs zu erreichen. 

 

 

Für den TSV Tollwut Ebersgöns spielte: 

Felix Meyer (0 Tore, 0 Torvorlagen/0 Strafminuten), Lian Rau (2/0/0), Leon Bink (0/0/0), Lasse Kröll (0/0/2), Marius Herrmann (1/1/2), Sami Brachtel (0/0/0), Elian Memedi (0/0/0), Johan Gallwitz (1/0/0), Florian Beppler-Alt (0/1/0), Claudius Götz (0/0/0), Noah Kolodziej (1/0/0) und Anton Hautzel (0/1/0) sowie Alexander Knoop und Yannis Röhrig im Tor 

 

Die weiteren Ergebnisse des Viertelfinals: 

Unihockey Igels Dresden vs. Floor Fighters Chemnitz 3:5; UHC Sparkasse Weißenfels vs. SSF Dragons Bonn 8:5; TV Schriesheim vs. ETV Piranhhas Hamburg 5:9. 

 

 

Zum Bild: 

Das Bild zeigt Tollwut-Spieler Marius Herrmann am Ball, der mit seinem Treffer zum zwischenzeitlichen 2:3 maßgeblich zum Ebersgönser Sieg beitrug.